Martin Smolka

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Bashō (2012)

Text:


Prelude:

In plum flower scent

the sun appears, pop!

the mountain path


Interlude (triple-haiku):

Decked in a cypress hat

for the shrine

morning dew


A silver coin

for clams

moon on the sea


Old pond

frog

plop!


Postlude:

A silver coin for clams

For clams a silver coin

moon on the sea

sea in the moon



Program Note:


(DE)

Meine Skizzen sind meist überladen mit langsamen, leisen, fragilen Klängen, die kaum hörbar und doch unergründlich sind. Dieser Ansatz wird von mir auf die Spitze getrieben, wenn ich eine Gitarre in den Händen halte. Das Reich der Obertöne, der gedämpften Klänge, der zarten Nuancen ist grenzenlos und zieht mich vor allem dann in seinen Bann, wenn mein rechtes Ohr fast an den Saiten klebt.

Der anspruchsvollste Teil meiner kompositorischen Arbeit besteht somit darin, in diesem „Wasserläufer­Raum“ für Balance zu sorgen, ohne dabei auf Naheliegendes wie hektisches Spiel und schnelle Tempi zu verfallen. In Basho für Gitarrenquartett entwickelte ich antonyme Spieltechniken: gedämpftes fortissimo, dunkle Obertöne, langes Nachklingen durch kurzes, sehr schnelles Anschlagen, schleppend beschleunigendes Spiel.

Das Gitarrenquartett wird als ein Instrument betrachtet – nach ausgiebigem Hoquetieren, gefolgt von Unisonospiel (mit speziellem Augenmerk auf ein langes Ausklingen der Töne, um auch deren Aura hörbar zu machen), klingt das Ensemble schließlich beim Stretto-Kanon wie ein Instrument mit elektrischem Delay.

Die G­Saite jeder Gitarre wird um 31 Cent runtergestimmt, um die durch natürliche Flageoletts erzeugte schillernde Harmonik vom 6. bis zum 9. Oberton (von A) zu erreichen wie auch andere mikrointervallische Möglichkeiten zu eröffnen.

Titel und Stimmung des Stücks (pur, schlicht, fragil, träumerisch entrückt, positiv) stellen einen Bezug zu den klassischen japanischen Haikus von Mutsuo Basho aus dem 17. Jahrhundert her. Fünf davon wurden zu drei einfachen Liedern für Sopran verarbeitet und sind nahezu unbegleitet auf Englisch zu singen. In dieser Form umrahmen die kurzen Lieder zwei ausgedehnte Sätze für Gitarrenquartett.


Martin Smolka


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